Säkularität bezeichnet die Trennung staatlicher und religiöser Organisationen per Gesetz: die Trennung von Politik und Religion, Staat und Staatskirche.
Entwicklung vom Mittelalter bis heute
- Den säkularen Menschen zeichnet im Gegensatz zum religiösen Menschen aus, dass er seine Religion nur mehr im privaten Bereich praktiziert und „göttliche Politik“ von der „irdischen Politik“ zu trennen weiß.
- Den säkularen Menschen zeichnet im Gegensatz zum religiösen Menschen aus, dass er die Gesetze der Menschen achtet und die Religion nur als Mittel der persönlichen und privaten Entwicklung ansieht.
- Den säkularen Menschen zeichnet im Gegensatz zum religiösen Menschen aus, dass er keine religiösen Gesetze, die „von Gott“ oder Gottesmännern stammen, befolgen oder Angst vor Bestrafungen durch religiöse Instanzen haben muss. Der säkulare Mensch ist an die Gesetze seines Staates, die von Menschen gemacht wurden, gebunden. Es unterliegt seiner/ihrer persönlichen Freiheit, ob er/sie religiöse Vorschriften befolgen möchte oder nicht.
Religion hat sich heute in Europa nicht mehr in das Denken und Handeln des Einzelnen einzumischen, sie hat keine Denk- und Handlungsverbote mehr auszusprechen. Religiöse Regeln zu befolgen obliegt der persönlichen Freiheit des Einzelnen. Niemand kann mehr gezwungen werden, bestimmte religiöse Handlungen zu vollziehen, oder bestraft werden, wenn er oder sie dies nicht tut. Religion ist Privatsache und muss sich unter allen Umständen der Verfassung und den Grundgesetzen unterordnen. Die Deutungshoheit der Welt und ihrer Phänomene liegt allein bei der Vernunft. Nur der klare Verstand entwickelt immer wieder neue Wege, sich den ständig ändernden Bedingungen der Welt anzupassen und Lösungen zu finden.
Erst durch den Einsatz von Vernunft konnte es zur Säkularisierung kommen, da erst das rationale Denken religiöse Dogmen demontieren konnte. Dadurch entstand in späterer Folge der Wunsch, dass das gesellschaftliche Zusammenleben durch vernünftige statt durch dogmatische Vorschriften geregelt werden sollte. Die Trennung von religiöser und weltlicher Macht wurde mehr und mehr angestrebt und die Säkularität konnte in Europa verwirklicht werden.
Diese strikte Trennung von weltlicher und religiöser Macht ist aus mehreren Gründen für unsere heutige Gesellschaft äußerst wichtig.
Besitzt die Religion politische und gesellschaftliche Macht, ist es ein allzu menschlicher Zug, dass die Inhaberinnen und Inhaber dieser Macht diese gerne behalten möchten. Solch ein Streben ist in diesem Zusammenhang jedoch problematisch, da das Glaubensgebäude, das diese Macht legitimiert, natürlich unter allen Umständen erhalten werden muss. Wenn Religion politische und weltliche Macht besitzt, ist die Wissenschaft eine Bedrohung für diese Macht, denn wenn die Wissenschaft aufgrund ihrer Erkenntnisse religiöse Dogmen als unlogisch aufdeckt, verlieren die religiösen Machthaberinnen und Machthaber die Legitimation für ihre Regeln oder Gesetze. Nur die strikte Trennung von weltlicher und religiöser Macht garantiert, dass die Wissenschaft frei arbeiten und die Entwicklung unserer Gesellschaft stützen kann. Genau diese Trennung ist ein Grund für die wirtschaftliche und soziale Erfolgsgeschichte Europas!
Außerdem sorgt diese Trennung dafür, dass die Gesetze, die wir für unser Zusammenleben entwickelt haben, von Menschen gemacht sind. Aus diesem Grund können sie auch von Menschen wieder geändert und an neue Entwicklungen angepasst werden. Dadurch sind die Gesetze für den Menschen da und nicht der Mensch für die Gesetze. Wenn religiöse Instanzen Gesetze für das gesellschaftliche Zusammenleben bestimmen, dann berufen sich diese auf Gott. Da Gottes Wort als unfehlbar gilt, sind diese Gesetze dann im Allgemeinen nicht veränderbar und können, wenn sie veraltern, zu einer großen Belastung und Einschränkung für eine Gesellschaft werden. Man denke an Gesetze aus dem Mittelalter, die heute Anwendung finden sollen, wie z.B. die religiöse Scharia-Gesetzgebung im Iran: Steinigung bei Ehebruch oder Abhacken der Hände bei Diebstahl.
Quellen:
Vorländer, Hans: Demokratie. München: Beck 2003, S. 53.
Vorländer, Hans: Demokratie. München: Beck 2003, S. 104.
Vorländer, Hans: Demokratie. München: Beck 2003, S. 103.
dtv-Atlas Weltgeschichte. München: Deutscher Taschenbuchverlag 2006, S. 307.